LesMigraS: Einblicke in die Arbeit der Beratungsstelle
„Wir sind eine Abteilung der Lesbenberatung, die für alle sexuelle Orientierungen und Identitäten des queeren Spektrums offen ist. Wir denken, dass Gender und Pronomen einer Person nicht am Aussehen, Stimme, anderen äußerlichen Merkmalen oder Namen gelesen werden können. Bei uns arbeiten Menschen unterschiedlicher Geschlechter, die keine oder verschiedene Pronomen und unterschiedliche Selbst-Definitionen benutzen.
Wir haben ein Empowermentprojekt, ein Projekt für geflüchtete Menschen und ein Antidiskriminierungs- und Antigewaltprojekt.
Wir arbeiten intersektional, parteilich, stärkend, mehrdimensional und diskriminierungssensibel. Wir stellen Mehrfachdiskriminierungen in den Mittelpunkt unserer Arbeit. Wir fokussieren uns auf Queere und trans* Personen of Color und Schwarze Queere und trans* Personen. Wir verstehen Rassismus, Trans*diskriminierung und Homofeindlickeit als untrennbar miteinander verschränkt. Deswegen handeln wir immer antirassistisch UND queerfeministisch. Darüber hinaus arbeiten wir community-basiert. Das bedeutet, dass wir innerhalb der queeren Communities für Gewalt und Diskriminierung sensibilisieren und dabei unterstützen möchten, ein liebevolles und verantwortungsvolles Miteinander aufzubauen.
In Bezug auf Gewalt in Beziehungen, arbeiten wir mit einem intersektionalen Gewaltverständnis. Das bedeutet für uns, dass zwischenmenschliche Gewalt immer im Rahmen von struktureller Gewalt stattfindet. Diese Gewalt ist häufig davon geprägt, in welchem Kontext sie ausgeübt wird. Wie und welche Gewalt ich erlebe, hängt davon ab, wie ich in strukturellen Gewalt- und Diskriminierungsverhältnissen positioniert bin. Welche Ressourcen ich im Umgang mit der erlebten Gewalt habe, ist davon geprägt, welchen Zugang ich zu Institutionen habe.
Für eine betroffenenzentrierte und transformative Antigewaltarbeit ist es wichtig, all diese Ebenen mitzudenken. Sie machen deutlich, dass es keinen festen Plan geben kann, nachdem alle Menschen, die Gewalt und Diskriminierung erlebt haben, unterstützt werden. In der Unterstützung ist es wichtig wahrzunehmen, wie die betroffene Person und die Person, die Gewalt ausübt/ausgeübt hat, in gesellschaftliche Diskriminierungs- und Gewaltverhältnisse verortet sind und in welchem Kontext sich die beiden bewegen, um die Gewalterfahrung angemessen zu verstehen und geeignete Handlungsstrategien zu entwickeln.
Gewalt in Beziehungen fängt nicht erst bei körperlicher oder sexualisierter Gewalt an. Andere Aspekte von Gewalt in Beziehungen können zum Beispiel sein: Beschimpfungen, Demütigung und Bedrohung, Beleidigung, Isolierung und ökonomische Kontrolle.
Diese Gewalt kann viele Auswirkungen und Folgen auf das eigene Verhalten und Wohlbefinden haben.
Wenn dir einzelne Aspekte in der folgenden Liste bekannt vorkommen, heißt das nicht automatisch, dass du in deiner Beziehung Gewalt erfährst. Wenn du glaubst, dass du Gewalt erfährst, wenn du dich in der Beziehung nicht sicher fühlst oder unter den Auswirkungen leidest, kannst du dich an uns oder eine andere Beratungsstelle wenden.“
"Wir werden aus sehr verschiedenen Gründen ausgesucht. Bei unseren Beratungen geht es vor allem um Diskriminierung und Gewalt gegen queere und rassifizierte Menschen."
"Wir bieten Antidiskriminierungsberatung an und verweisen auf Rechtsanwält:innen und weitere Beratungsstellen. Wir bieten auch Antigewaltberatungen an und vermitteln weiter an andere Antigewaltberatungsstellen."
"In dringenden Fällen vermitteln wir an die BIG Hotline weiter, wenn es um eine Zufluchtswohnung und rechtliche Begleitung geht. Wenn es um sexualisierte Gewalt geht und die Person rechtliche Beratung und Begleitung braucht, vermitteln wir an LARA weiter.
Bei Diskriminierungsanfragen arbeiten wir eng mit der Beratungsstelle FAMAD des ADNB (Antidiskriminierungsnetzwerk Berlin) zusammen, in dem wir auch Mitglied sind. In arbeitsrechtlichen Fragen zu Diskriminierung und Gewalt am Arbeitsplatz bietet FAMAD kollegiale Beratung an.
ReachOut e.V. ist eine weitere Beratungsstelle, an die wir häufig verweisen. Sie hat Angebote für Opfer rechter und rassistischer Gewalt und Bedrohung in Berlin. ReachOut berät auch Opfer von Racial Profiling und rassistischer Polizeigewalt.
Bei Asylverfahren, Aufenthaltsfragen und drohender Abschiebung, vermitteln wir an KuB e.V., da wir nur begrenzte Kapazitäten für die Rechtsberatung haben.
Für die Wohnungsvermittlung für gewalterfahrene Nutzende arbeiten wir eng mit Asap e.V. zusammen, da wir selbst keine Wohnungsvermittlung anbieten.
Für Beratung zu Anti-Schwarzem Rassismus, Begleitung und Gruppenangebote vermitteln wir an EOTO e.V. weiter.
Zum Thema Sexarbeit verweisen wir an Hydra e.V.
LesMigraS ist in unterschiedlichen Netzwerken. Zu diesen Netzwerken gehören zB. ADNB, ADVD und bff. Des Weiteren bestehen Kooperationspartnerschaften mit verschiedenen Organisationen."
- Verhindert dein:e Partner:in den Kontakt zu deinen Freund:innen oder deiner Familie?
- Erzählst du deinen Freund:innen nicht die ganze Wahrheit oder Lügen über deine Beziehung?
- Versuchst du allen Wünschen deiner:s Partner:in zu entsprechen? Kontrollierst du dein Verhalten aus Angst vor Bestrafung?
- Machst du nur noch Sachen, zu denen dein:e Partner:in ja sagt? Fühlst du dich unfähig, alleine Entscheidungen zu treffen?
- Bist du verwirrt über deine Gefühle?
- Schämst du dich dafür, in der Beziehung zu sein? Hat dein Selbstbewusstsein abgenommen, seit du in der Beziehung bist?
- Versuchst du die Stimmung deiner:s Partner:in einzuschätzen?
- Hast du Schlafstörungen?
- Verletzt dich dein:e Partner:in körperlich? Versuchst du diese Verletzungen zu verstecken? Denkst du dir andere Geschichten dazu aus?
"Wir arbeiten mit Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Lebensrealitäten. Manchmal wird das Thema Gewalt im Erstkontakt oder im Erstgespräch ganz konkret von der betroffenen Person angesprochen und sie wünscht sich Beratung zum Umgang mit Gewalt, zu Handlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten, zu eigenen Grenzen und auch zur Verantwortung für sich selbst. In einigen Fällen wird die eigene Wahrnehmung von Gewalterfahrungen hinterfragt und die betroffene Person hat Bedarf an Begleitung, um die eigenen Gewalterfahrungen einzuordnen und klar zu benennen."
"Queere Menschen mit Gewalterfahrungen haben Schwierigkeiten mit dem gesamten Unterstützungssystem, vor allem mit dem Zugang zu sicheren Unterkünften. Leider gibt es nur sehr wenige queere oder queeroffene Schutzräume. Dabei sind die bürokratischen Hürden zur Aufnahme in eine sichere Unterkunft vor allem für Menschen, die Mehrfachdiskriminierung erfahren, wie z.B. Schwarze Menschen, People of Color und geflüchtete queere, trans*, inter* Menschen noch zusätzlich erschwert.
Für Personen, die von Gewalt betroffen sind und einen prekären Aufenthaltsstatus haben, ist es besonders kompliziert, aus gewaltvollen Beziehungen rauszukommen. Sie können abgeschoben werden oder müssen aufgrund der an die Beziehungen gebundenen Aufenthaltsgenehmigungen langfristige und belastende rechtliche Verfahren bewältigen. Wenn sie in ihrer Beziehung finanziell von der gewaltausübenden Partnerperson abhängig sind, haben sie kaum die Ressourcen, um den gesamten Prozess zu bewältigen.
Diese Herausforderungen begegnen uns in Beratungssituationen und von Fall zu Fall sind unterschiedliche Herangehensweisen und Anforderungen angebracht."